Ungereimtheiten im Umgang mit Corona

Betrachtet man die Kommunikation von Bundesrat und BAG der letzten Tage, so fallen einige Aspekte auf, die eine nähere Betrachtung bzw. Richtigstellung zwingend verdienen – InsideCorona nimmt Stellung:

 

1. Testen der Bevölkerung:

Obschon eine Testung der Bevölkerung auf das Vorhandensein von Coronavirus (und damit der Nachweis einer Infektion) sowie seit ganz kurzem auch die Bestimmung von Antikörper gegen das Coronavirus möglich ist, scheinen die Behörden an breiten Tests kaum interessiert zu sein. Dies ist umso merkwürdiger, als mit den nun vorhandenen Tests u.a. diejenigen Personen eruiert werden können, die bereits eine Coronavirus-Infektion hinter sich sowie Antikörper gebildet haben und damit immun geworden sind. Damit könnten diese Menschen bedenkenlos ihrer Arbeit nachgehen. Für Menschen, die im direkten Kontakt mit vielen Menschen stehen (z.B. Pflegepersonal, Ärzte, Verkaufspersonal in Läden etc.) wäre die Durchführung der Tests äusserst wichtig. Eine mögliche Hürde ist der Preis. Die beiden Untersuchungen kosten zusammen derzeit ca. CHF 280 und werden offenbar nicht von den Krankenkassen übernommen. Hier stellt sich die Frage, ob man die Krankenkassen via Notrecht zur Übernahme dieser Kosten zwingen könnte oder ob andernfalls das BAG ein Budget für die Testung dieser Personen sprechen könnte. 

 

2. Lockdown:

Gestern sprach Bundesrat Alain Berset von der Wahrscheinlichkeit, dass die Lockdown Massnahmen bis Mitte Mai andauern könnten, allerdings ohne dafür messbare Kriterien zu kommunizieren. Eine aktuell in Deutschland durch Professor Hendrik Streek angelaufene Studie («Kreis Heinsberg Studie») lässt bereits jetzt folgende Aussagen zu: das Risiko, sich zu infizieren, ist sehr hoch, wenn viele Menschen sich über mehrere Stunden dicht gedrängt zusammen aufhalten (Nachtclub, Bars, Stadien, Konzerte, Theater etc.). So scheinen Infektionen in Europa wie auch in Asien von sog. Clusters ausgegangen zu sein. Die Ausbreitung von solchen Clusters wurde etwa in Südkorea erfolgreich eingedämmt. Die Erfahrungen zeigen zudem, dass in Haushalten mit infizierten Personen an Fernbedienungen, Türklinken etc. lediglich totes Virusmaterial isoliert werden konnte, das zu keiner Infektion von Personen führen kann. Eine direkte Gefahr bestünde allenfalls, wenn sich eine Person in eine Hand niest und diese Person unmittelbar danach eine Türklinke anfasst und kurz danach eine Drittperson diese Türklinke ebenfalls anfasst und mit einer Schleimhaut im Gesicht in Kontakt kommt. Im Moment weiss man nicht, wie lange das Virus auf inerten Oberflächen überleben kann. Hier ist Vorsicht geboten.

Corona Statistik

Zum selben Resultat kam man darüber hinaus auch in Shopping Centers/Läden (inkl. Einkaufswagen) und Coiffeursalons: eine Übertragung an diesen Orten wurde kaum beobachtet. Interessanterweise zeigen die neuesten Daten aus Schweden und Holland, wo auf Hygienemassnahmen, Social Distancing und Eigenverantwortung gesetzt wird und das sonstige Leben normal abläuft, Mortalität, Anzahl neue positive Fälle und Genesungsrate identisch mit Daten aus der Schweiz sind (vgl. Worldometer sowie Statistik unten). Es scheint sich abzuzeichnen, dass Hygienemassnahmen und Social Distancing bzw. Eigenverantwortung den Unterschied ausmachen und nicht das Einsperren der Bevölkerung.

Aus dieser Studie und den Erfahrungen aus Schweden und Holland darf gefolgert werden, dass – unter Einhaltung der Hygienemassnahmen – die einschneidenden, drastischen Massnahmen für Läden, Coiffeur Salons etc. ohne nennenswertes Risiko zeitnah gelockert werden können. Verzichtet werden sollte allerdings – bis auf Weiteres bzw. bis der Immunisierungsgrad der Bevölkerung nachweislich angestiegen ist – auf Veranstaltungen mit grossen Menschenansammlungen auf gedrängtem Raum.

 

3. Bundesrat Alain Berset erwähnte gestern zudem, dass eines seiner Ziele die Stärkung der Immunität der Bevölkerung sei. Wie er dieses Ziel erreichen will, wenn er die gesamte Bevölkerung abschottet, ist wohl sein Geheimnis. InsideCorina verweist nochmals darauf hin, dass eine kontrollierte, gestaffelte Immunisierung der Schweizer Bevölkerung bei gleichzeitigem Schutz der Risikogruppen der effizienteste und sicherste Weg zurück in die Normalität ist.

 

4. In der Kommunikation des Bundesrates wir immer wieder das Thema «Solidarität» erwähnt. Wenn man Solidarität ernsthaft zum Gradmesser nimmt, und nicht nur zum hohlen Pathos verkommen lässt, dann muss auch an alle Kleinunternehmer gedacht werden, die während Jahren mit viel Herzblut ein Unternehmen aufgebaut haben und nun möglicherweise vor einem Scherbenhaufen stehen; an Kinder und Jugendliche, die keine sozialen Kontakte mehr pflegen dürfen, Schulstoff und Prüfungen verpassen und das Vertrauen in die Zukunft verlieren; an sozial Benachteiligte, die jetzt auch noch ihre Arbeit verlieren, Wohnung und Essen nicht mehr bezahlen können und keine Aussicht auf ein geordnetes Leben haben. Und zu guter Letzt an die älteren Menschen, die den Lebensabend in Eigenverantwortung geniessen möchten und jetzt aber mit der Angst vor willkürlichen Entscheiden des Staates leben müssen. Solidarität ist keine Einbahnstrasse, sondern ein wertvolles, komplexes und umfassendes Gewebe der Menschlichkeit.